Dreisel war schon in früheren Jahrhunderten, zumindest für Windecker Verhältnisse, kein ganz kleiner Ort. So erstaunt es nicht, dass die überwiegend katholische Bevölkerung bereits 1741 eine erste Dorfkapelle baute. Diese diente bis ins frühe 20. Jahrhundert als religiöser Mittelpunkt des Ortes. Als absehbar wurde, dass die alte Holzkapelle marode war und bald abgerissen werden müsste, gründete sich 1898 ein Kapellenbauverein mit dem Ziel, den Bau einer neuen Kapelle voranzutreiben und einen Beitrag zur Finanzierung des Projekts zu leisten. 1909 wurde die alte Kapelle endgültig abgerissen und es sollte tatsächlich 25 Jahre dauern, bis die neue Kapelle endlich eingeweiht werden konnte. Inzwischen hatten der 1. Weltkrieg und die Geldentwertung in den Zwanziger Jahren das Vereinsvermögen des Kapellenbauvereins in Höhe von immerhin 8000,- Reichsmark vernichtet. Trotzdem wurde 1933 mit dem Bau der heutigen Kapelle begonnen. Am 14.7.1935 wurde sie von Dechant Menghius eingeweiht, obwohl dieser zuvor noch erbost darüber gewesen war, dass die Dreiseler ohne seine Anwesenheit beim ersten Spatenstich oder der Grundsteinlegung mit dem Bau begonnen hatten. Er, von dem der Ausspruch überliefert ist: „Wie kann aus Dreisel etwas Gutes kommen….?“, drohte damit, dem Projekt jegliche Unterstützung zu entziehen, konnte aber offenbar später wieder besänftigt werden. Vielleicht stand dahinter auch die Einsicht, wie wichtig den Menschen die neue Kapelle war.
Bereits wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurde deutlich, dass die neue Kapelle in der ursprünglich geplanten Größe nicht ausreichend war. Zahlreiche Gottesdienstutensilien mussten in Privathäusern gelagert werden - es fehlte eine Sakristei. Nun wurde der Kapellenbauverein unter Leitung seines rührigen Vorsitzenden Peter Simon wieder aktiv und es begann ein in alten Unterlagen detailliert dokumentierter „Kampf“ mit der Gemeinde um ein kleines Grundstück für den Anbau. Es war dies ein Lehrstück für die Langsamkeit bürokratischer Mühlen und die Beharrlichkeit, die Bürger auch damals schon brauchten, wenn sie ihre Ziele bei den Behörden erreichen wollten. 1954 wurde der erste Antrag auf die Überlassung eines Grundstücks hinter der Kapelle gestellt. 1961, also 7 Jahre später wurde an das ursprüngliche Anliegen erinnert. Offenbar war in der Zwischenzeit nichts geschehen. Weitere 6 Jahre später wurde erneut erinnert, diesmal allerdings mit einem bei aller Freundlichkeit doch erkennbar ungeduldigen Unterton. Und tatsächlich: 1967, also 13 Jahre nach dem ersten Antrag hätte die Sakristei gebaut werden können – wenn denn, wie Max Holschbach in einem Pfarrbrief von 1974 dokumentierte, das Geld dafür ausgereicht hätte. Erst als 1970 das Generalvikariat in Köln DM 15000,- für die Renovierung der (noch gar nicht gebauten) Kapelle in Dreisel zur Verfügung stellte und bei den Dreiseler Bürgern gesammelt wurde, konnte man im Mai 1973 tatsächlich mit dem Bau der Sakristei beginnen und diesen auch dank der kräftigen Mithilfe der Bevölkerung bald fertig stellen. Damit hatte der Dreiseler Kapellenbauverein seine „Mission“ erfüllt – über 70 Jahre nach seiner Gründung – und die Kapelle „Zum Heiligen Bruder Konrad“ hatte ihre heutige Form.